Was die anhaltende Trockenheit für die Schweiz bedeutet
von Marketing
Der Zugersee hatte im Monat Juli seit Messbeginn nie einen so tiefen Wasserstand wie jetzt. Auch die Pegel anderer Seen sind tief. Was dies für die Trinkwasservorräte bedeutet und wie wir Wasser sparen können.
Trocknen die kleinen Schweizer Flüsse bald schon aus? Und dürfen wir bald schon nicht mehr duschen? Obwohl trockene Wiesen und leere Flussbetten derzeit das Bild prägen: Ganz so schlimm ist es noch nicht. Die langanhaltende Trockenheit hat aber dazu geführt, dass die Niveaus der Gewässer tiefer und die Wassertemperaturen höher sind als normalerweise Ende Juli.
Viele Schweizer Flüsse und Seen führten weniger Wasser als normalerweise in dieser Jahreszeit, meldet das Bundesamt für Umwelt (Bafu). Aus vielen kleinen Flüssen fliesse im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt wenig Wasser ab, heisst es. Aber auch die Abflüsse einiger grosser Flüsse sind geringer als normal, wie zum Beispiel die der Thur, der Limmat, der Reuss, der Aare und des Rheins.
In vielen Schweizer Seen steht wenig Wasser: Boden-, Vierwaldstätter-, Walen-, Zürich- und Zugersee haben derzeit sehr tiefe Wasserpegel. Der Pegelstand des Zugersees beispielsweise ist so tief, wie er es seit Beginn der Aufzeichnung im Monat Juli noch nie war.
Wasser ist noch nicht knapp
Was heisst das nun? Wird das Wasser bald knapp? Mit einer flächendeckenden Wasserknappheit sei derzeit nicht zu rechnen, heisst es vonseiten des Bafu. Die Schweiz verfüge als «Wasserschloss Europas» über grosse Wasserreserven. Wenn man die jährlich erneuerte Wassermenge durch die Einwohnerzahl teilt, stehen pro Person 5000 Kubikmeter Wasser zur Verfügung. Im internationalen Vergleich ist das viel. 20 Prozent unseres Trinkwassers werden aus Seewasser gewonnen, 80 Prozent stammen aus dem Grundwasser; davon ist etwa die Hälfte Quellwasser. Zwar ist in jüngster Zeit auch der Grundwasserspiegel gesunken – Anlass zur Beunruhigung besteht laut Bafu deshalb aber nicht.
Trotzdem können Gemeinden und Kantone lokal wegen der Trockenheit Einschränkungen zur Wassernutzung erlassen, etwa für die landwirtschaftliche Produktion. Im Kanton St. Gallen beispielsweise ist die Bewässerung von Grünland und Mais zurzeit nur nachts erlaubt, aus kleinen Bächen und Seen ist die Entnahme von Wasser verboten. Zudem bittet der Kanton die Bevölkerung um einen sparsamen Umgang mit Wasser.
Wie Wasser sparen?
Wie soll man in der Schweiz mit der Aufforderung zum Wassersparen umgehen? Im Haushalt lässt sich am einfachsten bei der Toilettenspülung Wasser sparen. Laut einer Studie des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW) spült jede Schweizerin und jeder Schweizer fast ein Drittel des täglich verbrauchten Trinkwassers die Toilette hinunter. Ein weiterer Viertel des Wassers wird beim Duschen und beim Baden verbraucht. Der gesamte Wasserverbrauch im Bad macht demnach über die Hälfte des gesamten Verbrauchs aus.
Ein weiterer Drittel wird vom Spültisch in der Küche und von der Waschmaschine in Anspruch genommen. Der Aussenbereich – dazu gehört die Bewässerung des Gartens – trägt mit knapp 5 Prozent einen relativ geringen Teil zum Wasserverbrauch bei.
Mit ein paar einfachen Massnahmen lässt sich der Wasserverbrauch im Haushalt reduzieren:
- Wasserhähne wenn immer möglich abstellen, tropfende Hähne und undichte Toilettenspülungen ersetzen.
- Den Garten wenn möglich mit Regenwasser bewässern. Dieses kann das ganze Jahr über in Fässern gesammelt werden.
- Den Rasen wachsen lassen. Je länger er ist, desto widerstandsfähiger ist er gegen Trockenheit.
- Duschen statt baden. Ein Bad benötigt 140 bis 200 Liter Wasser, eine fünfminütige Dusche hingegen nur 20 bis 40 Liter. Zusätzliches Wasser lässt sich durch sogenannte Durchflussbegrenzer, die am Duschkopf montiert werden, sparen.
- Geschirrspüler verwenden. Ein gefüllter Geschirrspüler verbraucht weniger Wasser als das das Abwaschen von Hand.
- Waschmaschine voll beladen. Eine volle Maschine verbraucht etwa gleich viel Wasser wie eine halbvolle.
- Auch ausserhalb von Trockenperioden gilt: Am ökonomischsten fährt, wer Warmwasser spart. Das Aufwärmen des Wassers verbraucht 150-mal mehr Energie als die Bereitstellung von Kaltwasser.
Langfristig verbrauchen die Schweizer pro Einwohner immer weniger Trinkwasser. Seit 1990 ist der Verbrauch um 21 Prozent zurückgegangen. In diesen Zahlen nicht enthalten sind die Eigenförderung von Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft und jenes Wasser, das im Ausland für die Herstellung der importierten Produkte verbraucht wird.
Für die nächsten Tage und bis Mitte August sind weiterhin hohe Temperaturen gemeldet, Niederschlag ist nicht in Sicht. Laut dem Bafu verschärft sich damit in den kommenden Tagen die Niedrigwasserlage in der Schweiz.
Prekär ist dies vor allem für die Lebewesen in den Gewässern. Wegen der grossen Hitze führen Bäche, Seen und Flüsse nicht nur wenig Wasser, sondern dieses ist auch ungewöhnlich warm. Für viele Fische ist beides schlecht: Bei zu wenig und in zu warmem Wasser können sie nicht überleben. In manchen Kantonen wurden nun Massnahmen getroffen, um die Fische zu retten. Der Kanton Schaffhausen beispielsweise hat die Rheinzuflüsse, die kühleres Wasser bringen, ausgebaggert. In den Zuflüssen können die Fische überleben. Im Kanton Luzern wurden einige Flüsse notabgefischt. Das heisst, die Fische wurden aus dem Wasser genommen und an einer anderen Stelle des Flusses oder des Baches wieder ausgesetzt.
Viele Kantone haben angesichts der anhaltenden Trockenheit auch das Feuerverbot verschärft. Neben den Kantonen Wallis und dem Tessin verbieten nun auch die Kantone Aargau, Luzern, Zug, Nidwalden, Obwalden, Schwyz und St. Gallen Feuer im Wald, in Waldesnähe und im Freien.
NZZ, Was die anhaltende Trockenheit für die Schweiz bedeutet: https://www.nzz.ch/panorama/was-die-trockenheit-fuer-die-schweiz-bedeutet-ld.1407601, Abruf am 25.06.2019.